Ausverkauf ohne Käufer
13. September 2012
Madeiras Immobilienmarkt ist verzerrt
eins - Von den unendlich vielen Verkaufsschildern VENDO oder VENDE-SE (Verkaufe oder Zu Verkaufen)an Häusern und Grundstücken verschwindet im Laufe der Wochen und Monate kaum eins. Für die meist überzogenen Verkaufspreise finden sich keine Interessenten. Gleichzeitig schieben die Banken ein riesiges Arsenal von Wohnungen oder Häusern vor sich her, die ihnen zugefallen sind, weil Kredite nicht ordnungsgemäß bedient wurden.
„Wir sind dabei ein Immobilien-Unternehmen zu werden,“ gesteht konsterniert ein Banker von einer der größten Banken auf Madeira, der namentlich nicht genannt werden will. Die Immobilien-Preisvorstellungen der Banken sind realistisch, das sie sich an der Kaufkraft des Marktes orientieren. Ob ausgeprägter Kaufwille da ist, bleibt fraglich in der Finanz- und Wirtschaftskrise Portugals, die voll in Madeira durchschlägt. Faktisch aber zerren die Immobiliengeschäfte der Banken die überzogenen Preisvorstellungen der Privatanbieter herunter.
Dynamisch kann man den Preisnachlass am Markt freilich nicht nennen. Steif und zugeknöpft wirkt das Verhalten der Privatanbieter. „Ein plötzlicher Crash ist nicht unwahrscheinlich und könnte Bewegung ins Spiel bringen,“ meint der junge Banker. „Die Anbieter werden sich die Augen reiben und Kaufinteressenten finden dann extrem günstige Konditionen.“
Ein weiter Aspekt des Ausverkaufs auf Madeira wird von der „Troika“ motiviert. Sie hat nun folgende Sparmaßgabe (über die portugiesische Regierung) lanciert: Madeiras vier Entwicklungs- gesellschaften sollen zu einer einzigen zusammengeschlossen und vor allem entschieden abgespeckt werden. Dabei steht auch der Verkauf öffentlicher Gebäude und Anlagen auf der Tagesordnung. Der Themenpark von Santana, Golf- und Tennisplätze auf Porto Santo, ein schmucker Palast in Lugar de Baixo sind erste Objekte, die ins Gespräch kommen. Möglicherweise treten diese Objekte eine Lawine los, die irgendwann auch historische Kostbarkeiten wie die Quinta Magnólia und das Lido-Schwimmbad in Funchal mitreißt.
Wie viele Objekte aus dem Staatsbesitz verfallen solche Anlagen langsam oder schneller und können wahrscheinlich nur noch von privaten Großinvestoren aufgefangen werden. Zu welchen Preisen, das steht noch in den Sternen.
Leserbriefe
Gerd Loch 22.12.2014 13:03
Karl Harpfinger 11.11.2012 11:10
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